Hvar: Zwischen Party und Lavendel
- Marko Petric
- Regionen , Dalmatien
- 27 Jan, 2025
Inhalt
Hvar hat ein Imageproblem. Die Insel gilt als Partymeile, als kroatisches Ibiza, als Spielplatz für Yachtbesitzer und Influencer. Das stimmt – für etwa 5% der Insel.
Die anderen 95% sind Lavendelfelder, verlassene Dörfer, einsame Buchten und Ruhe. Das wahre Hvar versteckt sich hinter dem Hafen von Hvar-Stadt.
Zwei Inseln in einer
Die Küste von Hvar ist etwa 70 Kilometer lang, die Insel dünn und bergig. An der Westspitze liegt Hvar-Stadt – laut, teuer, spektakulär. Am anderen Ende Sućuraj – still, einfach, vergessen. Dazwischen Welten.
Hvar-Stadt zieht die Massen an: Yachten im Hafen, Designer-Boutiquen in den Gassen, Clubs, die bis zum Morgen pumpen. Wenn du Party suchst, bist du hier richtig. Wenn nicht, auch – aber dann zieh weiter.
Der Rest ist das Gegenteil: Weingüter, Olivenhaine, Steinhäuser mit blauen Fensterläden. Dörfer wie Velo Grablje haben mehr Häuser als Einwohner, die Straßen enden in Sackgassen mit Aussicht.

Hvar-Stadt: Die Show
Die Stadt ist absurd schön. Die Festung thront über allem, die Paläste säumen den Hafen, die Renaissance-Kathedrale überblickt den Hauptplatz – angeblich den größten Dalmatiens.
Die Festung Fortica (Španjola)
Der Aufstieg dauert 20 Minuten und lohnt sich. Von oben siehst du die Stadt, den Hafen, die Pakleni-Inseln, das offene Meer. Bei Sonnenuntergang ist es am schönsten (und vollsten).
Eintritt: 10 €, aber du kannst auch den kostenlosen Weg über die Stadtmauer nehmen – weniger bequem, gleiche Aussicht.
Der Hauptplatz (Pjaca)
Das Zentrum des Geschehens. Morgens Kaffee, nachmittags Gelato, abends Aperitivo. Die Preise sind hoch (Espresso 4 €), die Aussicht auf das bunte Treiben inklusive.
Die Kathedrale Sv. Stjepan am Kopf des Platzes hat einen schiefen Glockenturm – nicht geplant, sondern Altersschwäche.

Das Arsenal und Theater
Am Hafen steht das alte Arsenal – hier wurden venezianische Galeeren gebaut und repariert. Heute ist es eine Galerie. Darüber liegt eines der ältesten Bürgertheater Europas (1612), noch immer bespielt.
Das Nachtleben
Hvar hat Kroatiens bestes Nachtleben nach Zagreb – was nicht viel heißt, aber auch nicht wenig.
Carpe Diem auf den Pakleni-Inseln ist legendär: Taxiboot hin, Party bis zum Morgen, Taxiboot zurück. Teuer, laut, gut wenn du das suchst.
Hula Hula ist die Beach Bar für den Sonnenuntergang – entspannter Start in den Abend.
Die Clubs in der Stadt selbst wechseln Namen und Betreiber. Frag am Hafen, was gerade angesagt ist.
Das andere Hvar
Außerhalb von Hvar-Stadt wird es still. Die Straßen werden schmal, die Dörfer älter, die Aussichten weiter.
Stari Grad
Die älteste Stadt der Insel – älter als Hvar-Stadt, älter als die meisten Städte Kroatiens. Die Griechen gründeten sie vor 2.400 Jahren, die UNESCO schützt sie heute.
Stari Grad ist das Gegenteil von Hvar-Stadt: ruhig, authentisch, mit einem Hafen voller Fischerboote statt Yachten. Die Preise sind niedriger, die Atmosphäre entspannter.
Tvrdalj – Der Renaissancepalast des Dichters Petar Hektorović ist ein Juwel: Fischteich im Innenhof, lateinische Inschriften an den Wänden, Garten mit Jahrhunderte alten Pflanzen.
Das Stari-Grad-Feld hinter der Stadt ist UNESCO-Welterbe: ein Muster aus Steinmauern, Olivenbäumen und Weinstöcken, das seit der Antike unverändert ist.
Jelsa
Das drittgrößte Städtchen der Insel, familiärer als Hvar-Stadt, lebendiger als Stari Grad. Ein guter Kompromiss für alle, die beides wollen.
Der Strand Grebišće liegt fußläufig entfernt – Sand und Kies, flaches Wasser, Pinienwald als Schatten.
Zavala und die Südküste
Die Südseite von Hvar ist wild und wenig erschlossen. Die Dörfer Zavala, Ivan Dolac und Sveta Nedjelja kleben an den Hängen über dem Meer, erreichbar über einen Tunnel durch den Berg.

Der Wein: Hier wächst der Plavac Mali, einer der besten Rotweine Kroatiens. Die Weinberge fallen steil zum Meer ab, die Trauben reifen unter extremer Sonne. Die Weingüter bieten Verkostungen an – oft mit Blick aufs Meer.
Die Strände
Hvar hat mehr Strände als du besuchen kannst. Die Auswahl reicht von organisiert bis verlassen.
Pakleni Otoci (Paklinski-Inseln)
Die Inselgruppe vor Hvar-Stadt ist das Hauptziel für Strandgänger. Taxiboote fahren alle 15 Minuten, die Fahrt dauert 10-20 Minuten je nach Insel.
Stipanska: FKK-Bucht, ruhig, naturbelassen Palmižana: Der Hotspot – Restaurant, Bar, Marina. Schön, aber voll Vlaka: Sandiger Grund, gut für Familien, weniger besucht
Dubovica
Der fotogenste Strand Hvars – eine Bucht mit türkisem Wasser, eingerahmt von einer alten Steinmühle. Die Zufahrt ist holprig (unbefestigte Straße), die Belohnung groß. Wenig Infrastruktur, viel Natur.
Zaraće
Zwei Buchten, die über einen kurzen Wanderweg verbunden sind, versteckt an der Südküste zwischen Hvar-Stadt und Stari Grad. Kiesel, kristallklares Wasser, null Kommerz – keine Liegen, keine Bars, keine Touristen mit Selfie-Sticks. Das ist Hvars Antwort auf die Frage, wie Strände vor dem Massentourismus aussahen.
Der Weg dorthin führt durch duftende Macchia – Rosmarin, Lavendel, Salbei. Etwa 15 Minuten von der Straße, genug um die meisten abzuschrecken. Die östliche Bucht ist größer und etwas zugänglicher, die westliche wilder und einsamer. Schnorchler finden hier klares Wasser und felsigen Grund mit Fischen und Seeigeln (aufpassen beim Einstieg).
Schatten gibt es kaum, also früh kommen oder Sonnenschirm mitbringen. Verpflegung selbst mitbringen – die nächste Bar ist weit. Aber genau das macht Zaraće aus: Ein Strand für Menschen, die Strände mögen, nicht Strandinfrastruktur.
Praktisches
Anreise
Fähre ab Split: 1-2 Stunden je nach Schiff. Katamaran (nur Passagiere) nach Hvar-Stadt, Autofähre nach Stari Grad. Im Sommer häufige Verbindungen, im Winter eingeschränkt.
Fähre ab Drvenik: 30 Minuten nach Sućuraj am Ostende der Insel. Praktisch, wenn du von Süden kommst oder die Insel durchqueren willst.
Flughafen Split: 1,5-2 Stunden bis zur Fähre, dann Überfahrt.
Fortbewegung
Auto oder Roller: Fast unverzichtbar, wenn du mehr als Hvar-Stadt sehen willst. Die Insel ist lang, der Bus fährt selten.
Bus: Verbindet die Hauptorte, Fahrplan dünn Taxiboot: Für die Strände und Pakleni-Inseln Zu Fuß: In Hvar-Stadt perfekt, für den Rest unpraktisch
Beste Reisezeit
Juni: Lavendelblüte, warm, nicht zu voll – die beste Zeit Juli-August: Heiß, teuer, Party-Hochsaison. Gut für Nachtleben, anstrengend für alles andere September: Ruhiger, warm, Weinlese-Stimmung Mai & Oktober: Für Wanderer und Ruhesuchende
Unterkunft
Hvar-Stadt: Teuer (100-300 € pro Nacht im Sommer), zentral, laut nachts Stari Grad: Günstiger, ruhiger, authentischer Jelsa: Der Mittelweg Südküste: Für Abgeschiedenheit und Weintourismus
Ehrlich gesagt
Hvar polarisiert. Manche lieben die Energie von Hvar-Stadt, andere fliehen nach einer Nacht. Beide haben recht.
Mein Rat: Mindestens zwei Nächte, davon eine außerhalb von Hvar-Stadt. Die Insel hat mehr zu bieten als ihren Ruf – aber du musst hinter die Hafenpromenade schauen.
Die Lavendelfelder im Juni, die Weingüter an der Südküste, die verlassenen Dörfer im Landesinneren – das ist das Hvar, das die Party-Fotos nicht zeigen. Und es ist mindestens genauso gut.