Zadar Sehenswürdigkeiten: Die unterschätzte Schönheit
- Martina Josipovic
- Staedte , Regionen , Dalmatien
- 26 Jan, 2025
Inhalt
Hitchcock soll gesagt haben, Zadar habe den schönsten Sonnenuntergang der Welt. Ob er das wirklich gesagt hat, weiß niemand – aber die Legende hält sich hartnäckig. Und wenn du am Abend an der Meeresorgel sitzt, während die Sonne im Meer versinkt und die Steine unter dir Musik machen, ist es dir egal, ob es stimmt.
Zadar ist die Stadt, die alle übersehen. Auf dem Weg nach Split oder Dubrovnik fahren die meisten durch, ohne anzuhalten. Ein Fehler.
Die Meeresorgel: Wo das Meer Musik macht
An der westlichen Spitze der Altstadt hat der Architekt Nikola Bašić etwas gebaut, das es nirgendwo sonst gibt: eine Treppe, die singt.

Unter den weißen Marmorstufen liegen 35 Orgelpfeifen. Die Wellen drücken Luft hinein, und heraus kommt Musik – ein endloses, zufälliges Konzert, das nie gleich klingt. Manchmal melancholisch, manchmal fast fröhlich, immer hypnotisch.
Die Einheimischen sitzen hier abends mit Wein und Freunden. Touristen kommen zum Sonnenuntergang und bleiben länger als geplant. Die Stufen sind unbequem, die Aussicht nicht – und die Musik ist gratis.
Bester Moment: Eine Stunde vor Sonnenuntergang da sein. Die letzten Sonnenstrahlen, das Meer, die Musik – kitschig und perfekt.
Gruß an die Sonne
Direkt neben der Meeresorgel liegt der “Gruß an die Sonne” – ein 22 Meter großer Kreis aus Glasplatten, darunter Solarzellen. Tagsüber sammelt er Energie, nachts leuchtet er in wechselnden Farben und Mustern.
Die Kombination aus singender Treppe und leuchtendem Boden klingt nach Touristenfalle. Ist es nicht. Es ist moderne Kunst, die funktioniert – interaktiv, kostenlos, und nachts tanzen Kinder auf den Lichtern.
Die Altstadt: Kompakt und komplett
Zadars Altstadt liegt auf einer Halbinsel, etwa 500 Meter lang und 200 Meter breit. Klein genug für einen Nachmittag, reich genug für einen Tag.

Die Römer haben hier gebaut, die Venezianer darauf, die Österreicher drum herum. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich aus 2.000 Jahren Geschichte – römische Säulen neben gotischen Kirchen neben Jugendstil-Cafés.
Forum Romanum
Das römische Forum ist der älteste Platz der Stadt – und immer noch ein Platz. Menschen sitzen auf antiken Steinen, Kinder klettern auf Säulenstümpfen, Katzen dösen in der Sonne. Keine Absperrung, kein Eintritt. Geschichte zum Anfassen.
Die Kirche Sv. Donat am Rand des Forums ist Zadars Wahrzeichen: ein runder Bau aus dem 9. Jahrhundert, eine der besterhaltenen vorromanischen Kirchen Europas. Innen finden im Sommer Konzerte statt – die Akustik ist außergewöhnlich.
Die Kathedrale Sv. Stošija
Dalmatiens größte Kathedrale sieht von außen unspektakulär aus. Innen überrascht sie mit romanischer Schlichtheit und einem Glockenturm, den du besteigen kannst.
Der Aufstieg kostet 3 € und bringt den besten Blick über die Altstadt. Am späten Nachmittag ist das Licht am schönsten.
Das Landtor (Kopnena Vrata)
Der Haupteingang zur Altstadt von der Landseite her. Die Venezianer haben es 1543 gebaut, der Löwe von San Marco prangt noch immer darüber. Die Brücke über den alten Stadtgraben ist ein beliebter Treffpunkt.
Die Strände
Zadar selbst hat keinen Strand im klassischen Sinn – die Altstadt ist von Betonplatten und Felsen umgeben. Aber in der Umgebung gibt es Besseres.
Kolovare
Der Stadtstrand, fünf Minuten zu Fuß vom Zentrum. Betonplatten, Kies, klares Wasser. Infrastruktur vorhanden: Duschen, Cafés, Liegestuhlverleih. Für einen schnellen Sprung ins Wasser perfekt, für einen Strandtag gibt es Schöneres.
Nin (Königsstrand)

20 Minuten nördlich liegt Nin – und einer der wenigen echten Sandstrände Kroatiens. Flaches, warmes Wasser, ideal für Familien. Der Heilschlamm in der Lagune dahinter soll gut für Haut und Gelenke sein. Riechen tut er nicht danach.
Die Stadt Nin selbst ist einen Stopp wert: winzig, historisch, mit der kleinsten Kathedrale der Welt.
Saharun (Dugi Otok)
Wer Karibik-Feeling sucht, nimmt die Fähre nach Dugi Otok. Der Strand Saharun ist das Postkartenmotiv schlechthin: weißer Sand, türkises Wasser, Pinienwald. Die Anreise dauert, aber wer hier badet, vergisst die Zeit.
Was du noch machen solltest
Bootstour zu den Kornaten
Die Kornaten-Inseln liegen vor Zadars Haustür – 89 unbewohnte Inseln, eine karger als die andere. Die Tagestouren starten am Hafen, kosten 40-60 € und beinhalten Schwimmstopps, Mittagessen und viel Aussicht.
Nicht versäumen: Die “Kronen” der Kornaten – Steilklippen, die 80 Meter aus dem Meer ragen.
Ausflug zum Krka-Nationalpark
Eine Stunde südlich liegen die Krka-Wasserfälle. Als Tagesausflug von Zadar gut machbar, besser als von Split (weniger Touristen auf dieser Route).
Wein probieren
Die Region um Zadar produziert unterschätzte Weine. Der Maraština (weiß, trocken) und der Plavina (rot, leicht) sind typisch. Die Weingüter liegen im Hinterland – eine Weinprobe lässt sich mit einem Ausflug kombinieren.
Essen und Trinken
Die Küche in Zadar ist dalmatinisch mit italienischem Einfluss: Meeresfrüchte, Pasta, Olivenöl.
Foša – Das beste Restaurant der Stadt, direkt am alten Hafen. Fisch vom Grill, faire Preise für die Lage, Reservierung nötig.
Pet Bunara – Versteckt in einer Gasse, lokale Küche ohne Touristenaufschlag. Die Pašticada ist hervorragend.
Kornat – Für Fischliebhaber. Der Fang wird nach Gewicht bezahlt, die Zubereitung ist simpel und perfekt.
Kult Caffe – Für Frühstück und Kaffee. Einheimische Atmosphäre, gutes Brot.
Praktisches
Anreise
Flughafen Zadar: Klein aber funktional, Direktflüge aus Deutschland (Ryanair, Eurowings). Der Bus ins Zentrum kostet 5 € und braucht 20 Minuten.
Mit dem Auto: Von München etwa 6 Stunden über Österreich und Slowenien. Zadar liegt direkt an der A1.
Mit dem Bus: Verbindungen nach Split (2,5h), Dubrovnik (7h), Zagreb (3,5h). Der Busbahnhof liegt 1 km vom Zentrum.
Beste Reisezeit
Mai-Juni: Warm, nicht überlaufen, perfekt Juli-August: Heiß und voll, Unterkünfte teuer September: Ideal – warmes Meer, weniger Menschen Oktober: Für Kulturinteressierte, Baden wird kühl
Wie viel Zeit?
Minimum: Ein voller Tag (Altstadt, Meeresorgel, Sonnenuntergang) Besser: Zwei bis drei Tage (mit Ausflügen zu den Stränden und Kornaten) Ideal: Als Basis für Norddalmatien (eine Woche)
Warum Zadar?
Zadar hat alles, was Split und Dubrovnik haben – römische Ruinen, venezianische Architektur, gute Restaurants, türkises Meer. Aber ohne die Kreuzfahrtschiffe, ohne die explodierenden Preise, ohne das Gefühl, in einem Museum zu stehen.
Die Stadt ist echt. Menschen leben hier, arbeiten hier, trinken ihren Kaffee nicht nur, weil Touristen zusehen. Das ist der Unterschied.
Und ja, der Sonnenuntergang ist wirklich so gut.