Brač: Die Insel mit dem berühmtesten Strand Kroatiens
- Marko Petric
- Regionen , Dalmatien
- 30 Jan, 2025
Inhalt
Jeder kennt das Foto: Eine weiße Landzunge, die sich ins türkise Meer schiebt. Zlatni Rat, das “Goldene Horn”, ist der meistfotografierte Strand Kroatiens. Die meisten Besucher kommen deswegen – und verpassen, was Brač wirklich ausmacht.
Die drittgrößte Insel der Adria ist mehr als ein Strand. Sie ist Stein, im wörtlichen Sinn. Der weiße Kalkstein von Brač hat das Weiße Haus in Washington gebaut, den Diokletianpalast in Split, die Wiener Ringstraße. Die Steinmetztradition prägt die Insel bis heute.
Zlatni Rat: Das Postkartenmotiv
Ja, er ist wirklich so schön wie auf den Bildern. Die 500 Meter lange Kieselzunge verändert ihre Form mit Wind und Wellen – manchmal zeigt sie nach links, manchmal nach rechts.

Was du wissen solltest
Lage: Direkt vor Bol, der touristischen Hauptstadt der Insel. Zu Fuß 20 Minuten vom Hafen, mit dem Bummelzug 10 Minuten.
Realität: Im Juli und August ist der Strand überfüllt. Wirklich überfüllt. Die Liegen kosten 20-30 €, die Preise in den Strandbars sind absurd. Das türkise Wasser entschädigt – aber erwarte kein einsames Paradies.
Beste Zeit: Früh morgens (vor 9 Uhr) oder im September. Dann gehört der Strand fast dir allein.
Windsurfen & Kiten: Nachmittags bläst der Maestral zuverlässig. Zlatni Rat ist eines der besten Surfreviere Kroatiens. Schulen und Verleih direkt am Strand.
Die andere Seite
Die Westseite der Landzunge ist ruhiger als die Ostseite. FKK ist auf der Westseite weiter hinten toleriert. Schnorchler finden auf beiden Seiten klares Wasser und felsigen Grund mit Fischen.
Bol: Zwischen Tourismus und Tradition
Das Städtchen hinter Zlatni Rat lebt vom Strand – und leidet darunter. Die Preise sind hoch, die Restaurants auf Touristen eingestellt. Trotzdem hat Bol Charme.
Dominikanerkloster
Am östlichen Ende von Bol steht ein Kloster aus dem 15. Jahrhundert, noch immer bewohnt. Das Museum zeigt eine Tintoretto-Madonna und andere Schätze. Der Kreuzgang ist eine Oase der Ruhe, der Garten voller Zitronenbäume.
Die Altstadt
Schmale Gassen, Steinhäuser, Bougainvillea – Bols Altstadt ist ein Labyrinth aus weißem Stein, das zum Verirren einlädt. Morgens, wenn die Strandurlauber noch schlafen, gehört Bol den Einheimischen und den Katzen, die auf warmen Steinstufen dösen. Die Konobas richten sich erst für den Mittag her, die Fischer sind längst draußen auf dem Meer.
Die Gassen sind zu eng für Autos, was die Atmosphäre rettet. Alte Frauen sitzen vor ihren Türen und stricken, Kinder spielen Fußball auf dem Kirchplatz. Die Souvenirläden gibt es auch, aber sie verschwinden in der zweiten und dritten Reihe. Wer früh genug aufsteht – vor neun, besser vor acht – erlebt ein Bol, das die Tagesausflügler nie zu Gesicht bekommen.
Vidova Gora
Der höchste Gipfel aller kroatischen Inseln (778 m) liegt direkt hinter Bol und bietet einen der spektakulärsten Ausblicke der Adria. Von oben siehst du Zlatni Rat als perfekte weiße Landzunge, das türkise Meer darum, die Insel Hvar am Horizont. An klaren Tagen reicht die Sicht bis nach Italien – theoretisch, praktisch sieht man meist Dunst, aber die Vorstellung zählt.
Die Wanderung startet in Bol und führt durch Pinienwald und Macchia bergauf. Rechne mit 2-3 Stunden für den Aufstieg, je nach Fitness und Hitze. Der Weg ist gut markiert, aber im Sommer brutal heiß – starte vor Sonnenaufgang oder wandere im Spätherbst. Ausreichend Wasser ist Pflicht, Schatten gibt es unterwegs wenig.
Wer nicht wandern will oder kann, nimmt das Auto. Eine asphaltierte Straße führt fast bis zum Gipfel, nur die letzten Meter sind Fußweg. Am Gipfel gibt es eine Berghütte mit Getränken und einfachem Essen. Der Sonnenuntergang von hier oben, mit Blick auf das glühende Meer, ist unvergesslich – aber dann brauchst du eine Taschenlampe für den Abstieg oder ein Auto.
Das andere Brač
Außerhalb von Bol wird es ruhig. Die Nordseite der Insel, die Dörfer im Landesinneren – hier findest du das authentische Brač.
Supetar

Die Fähre von Split legt in Supetar an – dem größten Ort der Insel, aber trotzdem überschaubar. Ein Hafen mit Palmen, eine Uferpromenade mit Cafés, ein Kieselstrand direkt im Ort.
Friedhof: Klingt makaber, ist aber sehenswert. Die Familiengräber der wohlhabenden Inselfamilien sind Kunstwerke aus dem berühmten Brač-Stein. Die Mausoleen von Ivan Rendić, dem bekanntesten kroatischen Bildhauer des 19. Jahrhunderts, stehen hier.
Pučišća
Das Dorf der Steinmetze. Hier wird seit Jahrhunderten der weiße Kalkstein abgebaut und bearbeitet. Die Steinmetzschule von Pučišća ist die einzige ihrer Art in Europa – Studierende aus aller Welt lernen hier das Handwerk.
Die Werkstätten im Dorf kann man besuchen. Die Künstler zeigen ihre Arbeit, erklären die Techniken, verkaufen kleine Skulpturen als Souvenirs. Echte Handwerkskunst, nicht Plastik aus China.
Der Fjord, an dem Pučišća liegt, ist einer der schönsten Naturhäfen Dalmatiens. Das weiße Dorf spiegelt sich im ruhigen Wasser – kitschig und echt zugleich.
Škrip
Das älteste Dorf der Insel, vielleicht das älteste Dalmatiens. Illyrische Mauern, römische Inschriften, mittelalterliche Türme. Die Zeit ist hier stehengeblieben.
Das Olivenölmuseum zeigt, wie Öl seit 2.000 Jahren gepresst wird. Probieren kannst du natürlich auch – das Olivenöl von Brač gehört zu den besten Kroatiens.
Die verlassenen Dörfer
Brač hat ein Geheimnis: verlassene Steindörfer im Landesinneren. Dražetina, Dol, Ložišća – die Menschen sind in die Städte gezogen, die Häuser stehen leer. Manche verfallen, manche werden restauriert. Ein Spaziergang durch diese Geisterdörfer ist wie eine Zeitreise.
Strände abseits des Horns
Zlatni Rat ist nicht der einzige Strand. Wer sucht, findet Alternativen.
Lovrečina
Die Bucht an der Nordküste ist Brač’ bestgehütetes Geheimnis – zumindest für alle, die nicht nur wegen Zlatni Rat kommen. Feiner weißer Kiesel, türkises Wasser, und am Rand die Ruinen einer frühchristlichen Basilika aus dem 5. Jahrhundert. Die Mauern stehen noch, die Geschichte ist greifbar.
Die Zufahrt ist unbefestigt und holprig, was die Massen fernhält. Am Strand gibt es eine einfache Bar mit Getränken und Snacks, sonst nichts – kein Liegenverleih, keine Animation, nur Natur. Sonnenschirm mitbringen ist keine schlechte Idee, Schatten gibt es nur unter den Bäumen am Rand. Wer hierher findet, hat verstanden, was Brač abseits der Postkarten zu bieten hat.
Farska-Bucht (Milna)
Westlich von Milna, einem der schönsten verschlafenen Hafenorte der Insel, liegt diese Bilderbuchbucht. Weißer Kiesel fällt sanft ins Meer ab, Pinienwald spendet natürlichen Schatten, das Wasser ist so klar, dass du jeden Stein am Grund siehst. Milna selbst ist einen Besuch wert – ein authentischer Fischerhafen mit bunten Booten und einer Handvoll Restaurants.

Die Bucht ist bei Seglern beliebt, die im gut geschützten Hafen von Milna anlegen und zum Baden hierher kommen. Am Wochenende kommen auch Familien aus den umliegenden Orten. Unter der Woche, besonders früh morgens, gehört die Bucht dir praktisch allein. Ein kleines Strandlokal bietet Getränke und einfache Gerichte – Fisch, Salat, kaltes Bier.
Murvica-Bucht
An der wilden Südküste von Brač, unterhalb des Bergdorfes Murvica, versteckt sich eine der einsamsten Buchten der Insel. Der Zugang ist nichts für Untrainierte: Ein steiler, steiniger Fußweg führt 20-30 Minuten bergab (und derselbe Weg wieder bergauf, was sich in der Mittagshitze rächt). Aber wer durchhält, wird belohnt.
Die Bucht ist wild und naturbelassen. Keine Bar, keine Liegen, keine Menschen – oft bist du allein. Das Wasser ist kristallklar, die Felsen dramatisch, die Stille absolut. Für Familien mit kleinen Kindern ist der Weg zu beschwerlich, für Abenteurer genau richtig. Verpflegung, Wasser und Sonnenschutz musst du selbst mitbringen.
Sutivan
Der familienfreundliche Ort an der Nordwestküste ist das Gegenteil von Bol: Weniger Glamour, weniger Hype, dafür ehrliche Gastfreundschaft und faire Preise. Die Fähre von Split legt hier an, die meisten fahren weiter – und verpassen einen der entspanntesten Orte der Insel.
Mehrere Kieselstrände säumen die Uferpromenade, flacher Einstieg macht sie ideal für Kinder. Die Infrastruktur ist da (Cafés, kleine Supermärkte, Restaurants), ohne aufdringlich zu sein. Sutivan ist der Ort für alle, die Strandurlaub ohne Stress wollen – ohne die Preise und Massen von Bol, aber mit derselben Qualität von Meer und Landschaft.
Praktisches
Anreise
Fähre ab Split: Nach Supetar dauert 50 Minuten, Abfahrt alle 1-2 Stunden im Sommer. Autofähre – du kannst dein Fahrzeug mitnehmen.
Katamaran nach Bol: Schnellboot von Split direkt nach Bol (1 Stunde). Nur Passagiere, kein Auto.
Von Makarska: Im Sommer gibt es Katamaranverbindungen zur Südküste.
Fortbewegung
Auto: Fast unverzichtbar, wenn du mehr als Bol sehen willst. Mietwagen gibt es in Supetar und Bol.
Bus: Verbindet die Hauptorte, Fahrplan dünn. Im Sommer häufiger, im Winter minimal.
Roller: Perfekt für die Insel – die Straßen sind gut, die Entfernungen überschaubar.
Unterkunft
Bol: Teuer, touristisch, nah an Zlatni Rat. Für Strandurlaub mit Komfort.
Supetar: Günstiger, praktisch als Fährhafen, weniger Spektakel.
Milna: Für Segler und Ruhesuchende. Der hübscheste Hafen der Insel.
Pučišća: Authentisch, abgelegen, für Kulturinteressierte.
Beste Reisezeit
Juni: Warm, noch nicht überlaufen, Zlatni Rat genießbar.
Juli-August: Voll und heiß. Nur wenn du Trubel magst.
September: Meine Empfehlung – warmes Meer, leere Strände, goldenes Licht.
Mai & Oktober: Für Wanderer und Kulturreisende. Baden möglich, aber frisch.
Essen und Trinken
Brač hat kulinarische Spezialitäten:
Lammfleisch: Brač ist berühmt für sein Lamm, das auf Wildkräutern weidet. “Janjetina ispod peke” – Lamm unter der Backhaube – ist das Traditionsgericht.
Olivenöl: Das Öl von Brač hat EU-geschützte Herkunftsbezeichnung. Probiere es auf den Bauernmärkten oder direkt bei Produzenten.
Vugava: Weißwein, der nur auf Brač wächst. Trocken, fruchtig, perfekt zu Fisch.
Restaurant-Tipps:
- Konoba Kopačina (Donji Humac): Legendäres Lamm, rustikale Atmosphäre, Reservierung nötig
- Ranč (Bol): Gutes Fleisch, Blick auf die Berge
- Ribarska Kućica (Supetar): Fangfrischer Fisch am Hafen
Ehrlich gesagt
Brač ist zweigeteilt. Da ist die Bol-Blase: Touristen, die wegen Zlatni Rat kommen, ein paar Tage am Strand liegen und wieder fahren. Und da ist der Rest der Insel: Steinmetzdörfer, Olivenhaine, leere Buchten, Menschen, die seit Generationen hier leben.
Beides ist Brač. Aber das zweite ist interessanter.
Mein Rat: Zlatni Rat abhaken (früh morgens, einen halben Tag), dann die Insel erkunden. Die Steinmetzwerkstätten in Pučišća, die verlassenen Dörfer im Landesinneren, die Wanderung auf den Vidova Gora. Das ist das Brač, das die Postkarten nicht zeigen – und es ist mindestens so schön.