Dubrovnik Sehenswürdigkeiten: Was sich wirklich lohnt (und was nicht)
- Marko Petric
- Staedte , Regionen , Dalmatien
- 15 Jan, 2025
Inhalt
Ich sag’s direkt: Dubrovnik im August ist die Hölle. 35 Grad, 8.000 Kreuzfahrttouristen täglich, und ein Espresso kostet so viel wie anderswo ein Mittagessen. Trotzdem fahre ich jedes Jahr hin. Dreimal dieses Jahr schon.
Warum? Weil es um halb sechs morgens, wenn die Stradun noch feucht ist von der nächtlichen Reinigung und nur ein paar Katzen unterwegs sind, keinen schöneren Ort gibt. Weil das Licht um sieben Uhr abends die Stadtmauer in etwas verwandelt, das kein Instagram-Filter nachahmen kann. Und weil meine Tante in der Altstadt wohnt und die besten Pašticada macht, die ich kenne.
Hier ist, was du sehen solltest – und was du getrost auslassen kannst.
Die Stadtmauer: Ja, sie ist wirklich so gut

1.940 Meter Mauer, und jeder einzelne lohnt sich. Ich weiß, 35 Euro Eintritt klingt nach viel. Ist es auch. Aber wenn du nur eine Sache in Dubrovnik machst, dann diese.
Der Trick: Geh nicht um 10 Uhr morgens. Geh um 8 Uhr, wenn die Mauern öffnen, oder ab 17 Uhr, wenn die Kreuzfahrtschiffe abgelegt haben. Starte am Pile-Tor und lauf gegen den Uhrzeigersinn – so hast du die Sonne im Rücken statt in den Augen.
Pack Wasser ein. Es gibt genau einen Kiosk auf der Mauer, und der verlangt 5 Euro für eine kleine Flasche. Hut nicht vergessen – es gibt null Schatten.
Die Aussicht von oben zeigt dir, was Dubrovnik wirklich ist: eine Stadt, die sich weigert, ihre Geschichte zu vergessen. Die Dächer wurden nach dem Krieg in den 90ern Ziegel für Ziegel rekonstruiert. Von unten siehst du das nicht. Von oben schon.
Was die meisten nicht wissen: Es gibt zwei Eingänge zur Mauer – am Pile-Tor und am Ploče-Tor. Wer am Ploče-Tor einsteigt, hat oft kürzere Wartezeiten. Und noch ein Tipp: Das Ticket gilt auch für den Festungsturm Minčeta und den Turm Bokar – beide sind im Preis inbegriffen, aber kaum jemand geht rein.
Stradun: Schön, aber überschätzt
Die Hauptstraße ist… okay. 300 Meter polierter Kalkstein, flankiert von Cafés, die alle dasselbe servieren, zum selben überteuerten Preis. Das Problem ist nicht die Straße – die ist tatsächlich beeindruckend, vor allem weil sie nach dem Erdbeben 1667 komplett neu gebaut wurde. Das Problem sind die Menschenmassen.
Was sich lohnt: Der Onofrio-Brunnen am westlichen Ende. Das Wasser ist trinkbar, und um 7 Uhr morgens hast du ihn für dich allein. Die Kirche am östlichen Ende (Sveti Vlaho) hat eine Reliquie des Stadtpatrons, falls dich sowas interessiert.
Was du auslassen kannst: Die Cafés auf der Stradun selbst. Geh eine Gasse weiter, und der Kaffee kostet die Hälfte.
Die Seilbahn: Muss nicht sein
Ja, die Aussicht vom Srđ ist spektakulär. Ja, die Seilbahn ist bequem. Aber 27 Euro für 4 Minuten Fahrt? Da bin ich raus.
Alternative: Lauf hoch. Dauert etwa eine Stunde, der Weg startet bei Bosanka. Nimm Wasser mit, es gibt keinen Schatten. Aber das Gefühl, oben anzukommen, nachdem du es dir verdient hast, ist unbezahlbar. Und der Sonnenuntergang schmeckt besser, wenn die Beine brennen.
Wenn du trotzdem die Seilbahn nimmst: Fahr hoch, lauf runter. Spart Geld und Knie.
Was oben wartet: Neben der Aussicht gibt es ein Museum über den Unabhängigkeitskrieg. Fort Imperial, die Festung auf dem Gipfel, wurde von Napoleon erbaut und erzählt von der Belagerung 1991-92. Das wird oft vergessen – Dubrovnik wurde vor gerade mal 30 Jahren bombardiert.
Lokrum: Die Insel, die sich lohnt

15 Minuten mit dem Boot, 200 Kuna hin und zurück. Die Insel ist das, was Dubrovnik vor 50 Jahren war: ruhig, wild, ein bisschen geheimnisvoll.
Der Salzsee im Inneren der Insel ist perfekt zum Schwimmen – wärmer als das Meer, weniger Wellen, weniger Menschen. Das Benediktinerkloster ist eine Ruine mit Atmosphäre. Die Pfauen laufen frei rum und haben null Angst vor Menschen (einer hat mir mal das Sandwich aus der Hand geklaut).
Der botanische Garten: Die Habsburger haben hier im 19. Jahrhundert exotische Pflanzen angepflanzt. Heute wachsen Kakteen, Agaven und Eukalyptusbäume zwischen mediterranen Pinien. Die meisten Besucher gehen daran vorbei – ein Fehler.
Achtung: Niemand darf auf Lokrum übernachten. Keine Ahnung warum – irgendein alter Fluch, sagen die Einheimischen. Die letzte Fähre geht um 19 Uhr. Verpassen ist keine Option.
Game of Thrones Touren: Für Fans, nicht für mich
Die Halbinsel der Stadt wurde als King’s Landing benutzt, die Stufen zur Jesuitenkirche als Ort von Cerseis “Walk of Shame”, Lokrum als Qarth. Wenn du die Serie liebst, wird dich das begeistern.
Ich hab die Tour einmal gemacht, weil meine Cousine aus Deutschland das wollte. War okay. Der Guide wusste viel, die anderen Touristen haben ständig Fotos gemacht, nach zwei Stunden war ich durch.
Mein Tipp: Wenn Game of Thrones dein Hauptgrund für Dubrovnik ist, mach die Tour. Wenn nicht, spar dir die 40 Euro und erkunde selbst. Die wichtigsten Drehorte findest du auch so: Fort Lovrijenac (das Rote Schloss), die Jesuiten-Treppe (Walk of Shame), Gradac Park (die Purpurhochzeit).
Das Dominikanerkloster: Unterschätzt
Während alle zum Franziskanerkloster rennen (weil es näher am Pile-Tor liegt), ist das Dominikanerkloster am anderen Ende der Altstadt fast leer. Der Kreuzgang ist mindestens genauso schön – gotische Bögen, Orangenbäume, Stille mitten im Trubel.
Die Bibliothek hat mittelalterliche Handschriften. Das Museum zeigt Gemälde lokaler Meister. Aber am besten: Die Touristen-Lawine erreicht diesen Ort selten.
Wo die Einheimischen hingehen
Buža Bar

Hinter der Stadtmauer, durch ein Loch im Fels. Keine Adresse, kein Schild, nur ein handgemaltes “Cold Drinks”. Die Preise sind mittlerweile touristisch (Bier 6 Euro), aber du sitzt auf Felsen direkt über dem Meer, und wenn du willst, springst du einfach rein.
Es gibt zwei Bužas. Die “originale” ist weiter südlich, die neuere größer und einfacher zu finden. Beide sind gut.
Gradska Kavana Arsenal
Das Café am Hafen, wo sich die alten Männer zum Kartenspielen treffen. Kein Instagram-Spot, aber echter Kaffee zu ehrlichen Preisen. Morgens sitzen hier die Fischer nach der Nachtschicht.
Gundulićeva Poljana (der Markt)
Jeden Morgen außer sonntags. Orangen aus dem Neretva-Tal, Olivenöl von Korčula, Lavendel von Hvar. Um 9 Uhr ist das Beste weg, um 10 räumen sie ab. Nicht für Langschläfer.
Lapad-Halbinsel
Wenn dir die Altstadt zu voll wird: Lapad ist das Viertel, wo echte Dubrovniker wohnen. Die Promenade am Wasser hat Cafés ohne Abzocke, der Strand Uvala ist deutlich entspannter als Banje, und abends wird auf dem Platz Boccia gespielt.
Essen: Wo ja, wo nein
Ja:
- Konoba Ribar – Versteckt hinter dem Dominikanerkloster. Der Besitzer fängt den Fisch selbst. Keine Speisekarte, du isst was da ist. Reservieren.
- Taj Mahal – Bosnisch, nicht indisch. Ćevapi, Pljeskavica, große Portionen. Einer der letzten bezahlbaren Orte in der Altstadt.
- Pizzeria Tabasco – Klingt touristisch, ist es nicht. Seit 30 Jahren im Geschäft. Die Einheimischen gehen hierher.
- Shizuku – Ja, japanisch in Kroatien. Der Koch war 10 Jahre in Tokio. Teuer, aber jeden Kuna wert.
- Pantarul – Außerhalb der Altstadt in Lapad. Moderne kroatische Küche, lokale Zutaten, keine Touristenpreise.
Nein:
- Alles direkt auf der Stradun. Doppelte Preise, halbe Qualität.
- Restaurants mit Bildern auf der Speisekarte. Immer ein schlechtes Zeichen.
- “Typisch kroatisch” mit englischem Menü vor der Tür. Du weißt es, ich weiß es.
Die Strände: Ein eigenes Kapitel
Dubrovniks Strände sind… kompliziert. Die bekanntesten sind voll, klein, und teuer. Die guten verstecken sich.
Banje Beach: Der Klassiker, direkt neben der Altstadt. Tolle Aussicht auf die Mauern, aber Liegen kosten 30 Euro. Die rechte Seite ist öffentlich und kostenlos.
Sveti Jakov: 20 Minuten zu Fuß östlich der Altstadt, 150 Stufen runter. Der schönste Strand der Stadt – Felsen, klares Wasser, Blick auf die Altstadt aus der Entfernung.
Betina Cave Beach: Kaum bekannt. Unterhalb der Sv. Jakov-Kirche, kleine Höhle als natürlicher Schattenspender. Nur für Schwimmer geeignet, der Zugang ist tricky.
Copacabana: In Lapad, für Familien. Flaches Wasser, Liegen, Pedalo-Verleih. Nicht romantisch, aber praktisch.
Wann kommen?
Gut: Mai, Juni, September, Oktober. Warm genug zum Baden, wenig genug Menschen zum Atmen.
Perfekt: Erste Oktoberwoche. Die Kreuzfahrten werden weniger, das Meer ist noch 23 Grad, die Stadt gehört wieder den Menschen, die hier leben.
Vermeiden: Juli und August. Es sei denn, du magst Schweiß, Schlangen und das Gefühl, in einer sehr schönen Sardinendose zu stecken.
Überraschend gut: Winter. Ja, kalt. Ja, manche Restaurants zu. Aber: keine Touristen, billige Flüge, und die Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt ist kitschig auf die beste Art.
Praktische Tipps
Budget pro Tag:
- Günstig: 50-70 € (Apartments außerhalb, eigene Verpflegung)
- Mittel: 100-150 € (Hotel, Restaurant-Essen)
- Gehoben: 200+ € (Boutique-Hotel Altstadt, gehobene Restaurants)
Anreise:
- Flughafen 20 km südlich, Shuttle oder Bus 37
- Fähren nach Bari (Italien), Korčula, Mljet
- Bus aus Split (4 Stunden)
Was du wissen solltest:
- Kreditkarten funktionieren überall
- Englisch kein Problem, Deutsch weniger verbreitet
- Dubrovnik Card lohnt bei 3+ Sehenswürdigkeiten
- Kreuzfahrt-Tage checken (cruisemapper.com) und meiden
Das Fazit, ehrlich
Dubrovnik ist überteuert, überlaufen, und überhypt. Es ist auch eine der schönsten Städte, die ich kenne. Beides stimmt.
Komm früh im Tag, früh im Jahr, und mit dem Wissen, dass die besten Momente nicht auf der Touristenkarte stehen. Sie passieren morgens um sechs, wenn eine alte Frau ihre Wäsche über die Gasse hängt. Abends um acht, wenn das Licht golden wird. Oder nachts, wenn du dich in den Gassen verläufst und plötzlich vor einer Kirche stehst, die in keinem Reiseführer steht.
Die Magie von Dubrovnik liegt nicht in den Sehenswürdigkeiten – die sind nur der Rahmen. Sie liegt in den Momenten dazwischen: dem Geruch von gegrilltem Fisch aus einem offenen Fenster, dem Klang von Kirchenglocken über den Dächern, dem Gefühl, durch Jahrhunderte zu laufen.
Nimm dir diese Momente. Sie kosten nichts.