Radfahren in Kroatien: Die besten Routen und Tipps
- Ivana Zalovac
- Aktivitaeten , Radfahren
- 14 Jan, 2025
Inhalt
Kroatien entwickelt sich zum Geheimtipp für Radfahrer. Die Kombination aus mediterranem Klima, abwechslungsreicher Landschaft und immer besser ausgebauter Infrastruktur macht das Land zu einem idealen Ziel – ob für entspannte Küstentouren oder anspruchsvolle Bergstrecken.
Die letzten Jahre haben viel verändert. Neue Radwege entstehen, Hotels bieten Fahrradkeller und Werkstätten, E-Bike-Stationen sprießen aus dem Boden. Kroatien hat erkannt, dass Radtouristen länger bleiben und mehr ausgeben als Strandlieger.
Die besten Regionen zum Radfahren
Istrien: Das Radler-Paradies

Istrien ist die am besten erschlossene Region für Radfahrer in Kroatien. Das Wegenetz umfasst über 50 markierte Routen, von flachen Küstenwegen bis zu anspruchsvollen Hügeltouren durchs Landesinnere.
Die Parenzana: Die ehemalige Bahntrasse zwischen Triest und Poreč ist der bekannteste Radweg Istriens. 123 Kilometer führen durch Tunnel, über Viadukte und vorbei an mittelalterlichen Bergdörfern. Die kroatische Sektion startet in Buje und ist größtenteils asphaltiert.
Die Trasse hat eine maximale Steigung von 2% – perfekt für Familien und Genussradler. Entlang der Strecke laden Konobas zur Rast ein, die Aussichten über das Mirna-Tal sind spektakulär.
Das Landesinnere: Die Hügel um Motovun, Grožnjan und Oprtalj bieten anspruchsvollere Touren mit Steigungen bis 15%. Die Belohnung: Weinverkostungen, Trüffelrestaurants und Aussichten, die jeden Schweißtropfen wert sind.
Die beste Strategie: Morgens starten, mittags in einem Bergdorf einkehren, nachmittags die Abfahrt genießen. Das Licht ist am späten Nachmittag am schönsten.
Die Küstenrouten: Von Umag bis Pula führen markierte Wege entlang der Westküste. Weniger spektakulär als das Hinterland, aber mit Bademöglichkeiten zwischendurch.
Kvarner: Inseln und Berge
Die Inseln Krk, Cres und Lošinj sind per Fähre oder Brücke erreichbar und bieten ruhige Straßen mit wenig Verkehr.
Krk: Die Insel hat ein gut ausgeschildertes Wegenetz mit über 300 Kilometer markierten Strecken. Die Umrundung ist etwa 100 Kilometer lang und für trainierte Radler an einem Tag machbar. Die Route bietet Kontraste: kahle Mondlandschaft im Norden, grüne Olivenhaine im Süden.
Cres und Lošinj: Hügeliger, wilder, weniger erschlossen. Ideal für Mountainbiker und alle, die Einsamkeit suchen. Die Straßen sind schmal, der Verkehr minimal, die Buchten unterwegs perfekt für Abkühlungen.
Gorski Kotar: Das Bergland zwischen Küste und Landesinnerem ist ein Mountainbike-Paradies. Waldwege, Schotterpisten, kaum Menschen. Für Rennräder weniger geeignet, für Gravelbikes ideal.
Dalmatien: Herausfordernd und spektakulär

Die dalmatinische Küste ist nichts für Anfänger. Die Straßen winden sich an steilen Hängen entlang, der Verkehr ist dichter, die Hitze im Sommer brutal.
Die Inseln: Hvar, Brač und Korčula haben weniger Verkehr als das Festland. Die Fähren transportieren Fahrräder problemlos (kleine Gebühr). Hvar ist flacher als man denkt, Brač hat den anspruchsvollsten Anstieg (Vidova Gora, 778m).
Die Küstenstraße: Die alte Magistrale von Rijeka nach Dubrovnik ist legendär – 600 Kilometer an der Küste entlang, mit unzähligen Kurven und atemberaubenden Ausblicken. Aber auch mit Tunneln ohne Radweg, engem Seitenstreifen und ungeduldigen Autofahrern. Nur für Erfahrene.
Die Cetina-Schlucht: Das Hinterland von Split bietet Schluchten, Wasserfälle und deutlich weniger Verkehr als die Küste. Die Route entlang des Flusses Cetina von Omiš nach Sinj ist ein Klassiker.
Routenvorschläge
Anfänger: Parenzana Light (40 km)
Strecke: Poreč → Vižinada → Motovun → zurück Schwierigkeit: Leicht bis mittel Höhenmeter: ca. 400m Highlights: Römische Ruinen in Poreč, Bergdorf Motovun, Weinverkostung
Die Route folgt teilweise der Parenzana und führt durch das Mirna-Tal. Größtenteils flach, mit einem Anstieg nach Motovun. Die Aussicht vom Dorf belohnt die Mühe.
Tipp: In Motovun Mittagspause machen – die Truffle-Pasta bei Mondo verdient den Aufstieg.
Fortgeschritten: Istrien-Rundfahrt (150 km, 2-3 Tage)
Strecke: Pula → Rovinj → Poreč → Motovun → Labin → Pula Schwierigkeit: Mittel bis anspruchsvoll Höhenmeter: ca. 2.000m Highlights: Küstenstädte, Bergdörfer, Küstenstraßen
Die klassische Istrien-Umrundung. Kann in zwei intensiven oder drei entspannten Tagen gefahren werden. Die erste Etappe an der Küste, die zweite durchs Hinterland, die dritte zurück nach Pula.
Unterkünfte: In Rovinj oder Poreč (Tag 1), in Motovun oder Grožnjan (Tag 2). Buchung im Voraus empfohlen.
Experten: Velebit-Querung (80 km)
Strecke: Senj → Gornji Babin Potok → Gospić Schwierigkeit: Anspruchsvoll Höhenmeter: ca. 1.500m Highlights: Velebit-Gebirge, Nationalpark, alpine Landschaft
Die Überquerung des Velebit-Gebirges ist eine der härtesten Tagestouren Kroatiens. 1.500 Höhenmeter, oft kein Schatten, kaum Versorgungsmöglichkeiten. Belohnung: die wildeste Landschaft des Landes.
Warnung: Nur bei stabilem Wetter. Die Bora (Fallwind) kann Radfahren unmöglich machen.
Genießer: Insel-Hopping Kvarner (3-5 Tage)
Strecke: Krk → Cres → Lošinj → Mali Lošinj Schwierigkeit: Mittel Highlights: Drei Inseln, Fährüberfahrten, Hafenstädte
Mit Fähren zwischen den Inseln, moderaten Tagesetappen von 40-60 km, Übernachtungen in kleinen Hafenorten. Die entspannteste Art, die Kvarner-Bucht zu erkunden.
Fertige Routen mit GPX-Dateien
Wer nicht selbst planen will: ridescouts bietet fertige Radtouren durch Kroatien mit GPX-Dateien zum Download.
Praktische Tipps
Beste Reisezeit
- April-Juni: Ideal. Nicht zu heiß (20-28°C), wenig Verkehr, Natur in voller Blüte
- September-Oktober: Ebenfalls gut. Wärmer als Frühling, Weinlese-Stimmung, goldenes Licht
- Juli-August: Möglich, aber heiß (35°C+) und touristisch überlaufen. Nur für Frühaufsteher.
- Winter: Nur Istrien und Süddalmatien, Regen möglich, aber milde Temperaturen
Ausrüstung
Unbedingt mitnehmen:
- Helm (in Kroatien keine Pflicht, aber dringend empfohlen)
- Sonnenschutz (Creme SPF 50, Armlinge, Buff)
- Ausreichend Wasser (mindestens 2 Liter pro Tag, besser 3)
- Ersatzschlauch und Werkzeug (Reifenheber, Multitool)
- Erste-Hilfe-Set
- Handy mit Offline-Karten
Für längere Touren:
- Regenjacke (Wetterumschwünge kommen schnell)
- Pumpe mit Druckanzeige
- Kettenschmierung
- Powerbank
Fahrrad mitnehmen oder leihen
Eigenes Fahrrad:
- Im Auto: Heckträger oder Dachträger
- Im Flugzeug: Bike-Box, bei den meisten Airlines 30-50€ Gebühr
- Mit dem Zug: Möglich, aber kompliziert (Reservierung nötig)
Fahrrad leihen:
- In touristischen Orten problemlos möglich
- Qualität schwankt stark – Bremsen und Schaltung vor Abfahrt prüfen
- E-Bikes werden zunehmend angeboten (ca. 40-60€/Tag)
- Für anspruchsvolle Touren: Eigenes Rad bevorzugen
Verkehr und Sicherheit
Kroatische Autofahrer sind unterschiedlich rücksichtsvoll. In Istrien und auf den Inseln ist es entspannt, an der dalmatinischen Küste kann es eng werden.
Tipps:
- Hauptstraßen in der Hochsaison meiden
- Früh starten (weniger Verkehr, kühlere Temperaturen)
- Warnweste bei schlechter Sicht
- Tunnel meiden wo möglich – viele haben keinen Radweg
- Lokale Busse transportieren Fahrräder (im Gepäckraum)
Navigation
- Komoot: Beste Routenplanung für Kroatien
- Mapy.cz: Offline-Karten mit gutem Wegenetz
- Google Maps: Für Städte gut, für Radwege unzuverlässig
- GPX-Dateien: Auf Garmin, Wahoo oder Handy laden
Unterkünfte für Radfahrer
Immer mehr Hotels und Pensionen stellen sich auf Radtouristen ein:
Bike-Hotels: Mit Werkstatt, Waschstation, sicherer Aufbewahrung. In Istrien am verbreitetsten.
Agriturismos: Bauernhöfe mit Unterkunft, oft radfreundlich. Perfekt im Hinterland.
Campingplätze: Die meisten erlauben Zelte, viele haben Bungalows. Ideal für flexibles Touring.
Tipp: Auf Booking.com nach “bike-friendly” filtern, oder bei Unterkünften direkt nachfragen.
Pannenhilfe und Werkstätten
- HAK (Kroatischer Automobilclub): Hilft auch Radfahrern in Notfällen. Notruf 1987
- Fahrradwerkstätten: In allen größeren Orten vorhanden. Qualität variiert.
- Ersatzteile: In Pula, Rijeka, Split und Zagreb gut verfügbar. Auf Inseln schwieriger.
Fazit
Kroatien bietet für jeden Radfahrer etwas: entspannte Küstentouren in Istrien, Inselabenteuer in der Kvarner-Bucht, schweißtreibende Anstiege in den Bergen. Die beste Infrastruktur findet sich in Istrien, das spektakulärste Panorama in Dalmatien.
Mein Rat: Nicht nur an der Küste bleiben. Das Hinterland ist leerer, die Landschaft abwechslungsreicher, die Konobas authentischer. Und die Anstiege enden immer mit einer Abfahrt.
Wer lieber zu Fuß unterwegs ist: Unser Wandern in Kroatien Guide zeigt die besten Routen zum Laufen.